Forschungsprojekt
»Digitale Bohème« und Mitbestimmung. Informelles Digitalisierungwissen im Großunternehmen als zukünftige Gestaltungsressource für Betriebsräte

Das Forschungsprojekt ist Teil des Verbundprojekts »Digitalisierung, Mitbestimmung, gute Arbeit« der Hans-Böckler-Stiftung; Fördervolumen: ca. 365.000 Euro

Laufzeit: 01.01.2018 – 31.12.2021

Kurzbeschreibung

Die Digitalisierung der Arbeit und nahezu aller Lebensbereiche prägt derzeit die öffentlichen Debatten in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Zentrum stehen in der Regel Bandbreiten, Endgeräte und Kompetenzen. Digitalisierung ist insbesondere für Betriebe das leitende Zukunftsszenario. Allerdings ist ‚digitalisierte‘ Arbeit in ihren konkreten alltäglichen Erscheinungsformen im Betrieb bislang völlig unzureichend erforscht. Auch die Frage, ob und, wenn ja, in welcher Weise digitale Technologien neue Belastungen erzeugen bzw. neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen, stellt gegenwärtig eine Forschungslücke dar. Dieses Wissen, welche Gestalt Digitalisierung im Betrieb derzeit konkret annimmt, ist insbesondere auch für betriebliche Mitbestimmung und ihre Möglichkeiten, gestaltend in Digitalisierungsprozesse einzugreifen, von fundamentaler Bedeutung.

Hier setzt das von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Digitale Bohème“ und Mitbestimmung, geleitet von Prof. Dr. Tanja Paulitz und Prof. Dr. Ulrich Brinkmann am Institut für Soziologie, an. Es zielt darauf ab, Grundlagenwissen über die informelle Nutzung digitaler Technologien und damit auch Gestaltungsressourcen für Betriebsräte zu generieren. Im Fokus der Untersuchung steht mit der „digitalen Bohème“ eine besondere Gruppe von Beschäftigten, die in verschiedenen Tätigkeitsfeldern von Großbetrieben über eine breite Palette informeller und kontextbezogener Nutzungsweisen digitaler Technologien verfügt. Diese Nutzungspraxis der digitalen Bohème verspricht näheren Aufschluss darüber, welche Handlungszwänge aber auch -spielräume für die Nutzung digitaler Technologien in verschiedenen Teilen des Arbeitsprozesses bestehen, und so auch, wo konkrete Ansatzpunkte für die Gestaltung des Digitalisierungsprozesses gewonnen werden können.

Das Projekt zielt darauf ab, die Machtverhältnisse auf der Mikroebene der betrieblichen digitalisierten Arbeitspraxis zu analysieren. Geleistet werden soll damit ein wissenschaftlicher Beitrag zu einem besseren Verständnis aktueller Veränderungen der Arbeitswelt aus einer arbeits-, technik- und ungleichheitssoziologischen Perspektive. Ein zusätzlicher Anwendungsbezug besteht in der Schaffung einer empirisch fundierten Wissensgrundlage für die Gestaltung guter digitaler Arbeit.

Das empirische Untersuchungsdesign kombiniert eine Sekundärauswertung der Daten des DGB-Indexes „Gute Arbeit“ aus dem Jahr 2016 mit einer qualitativen ethnografischen Feldstudie in mehreren Großbetrieben und Branchen. Mit einer solchen Ethnografie gilt es in die betriebliche Arbeitssituation und die alltäglichen Arbeitsprozesse der digitalen Bohème einzutauchen, um ihre Nutzungsweisen digitaler Technologien, die auf sie wirkenden Zwänge, Belastungen sowie die von ihnen entwickelten Umgangsweisen und Lösungsansätze zu rekonstruieren.

Das Team

  Name Kontakt
Professoren und Professorinnen
Prof. Dr. Ulrich Brinkmann
+49 6151/16-57383
S3|13 322
Prof. Dr. Tanja Paulitz
+49 6151/16-57376
S3|13 320
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Dr. Daniel Behruzi
+49 6151/16-57386
S3|13 324
  • Sarah Brendel M.A.
  • Dr. Irmgard Diewald
  • Ricarda Kramer M.A.
  • Sandra Seeger B.A.
  • Katharina Stojetz