Profil
des Fachgebiets Stadt- und Raumsoziologie

Das Fachgebiet stellt sich vor

Auf dieser Seite finden Sie Informationen darüber, was die Stadt- und Raumsoziologie ausmacht, welche vielfältigen Methoden wir verwenden und welche Ansprüche wir mit unserer Forschung und bei der Ausbildung unserer Studierenden verfolgen.

In unserer Arbeit erforschen wir empirisch die komplexen Beziehungen zwischen Gesellschaft und Raum. Wir untersuchen, wie Menschen (urbanen) Raum wahrnehmen, gestalten und transformieren. Beispielsweise interessieren wir uns für die Entstehung von Routinen im städtischen Alltag sowie die sozialen Ein- und Ausschlussmechanismen und baulichen Strukturen, die sich daraus ergeben. Zugleich erforschen wir, was geschieht, wenn diese Routinen z.B. durch Kontroversen, Proteste, Wanderungsbewegungen, (Natur-)Katastrophen oder Gewalttaten ins Wanken geraten und neu ausgehandelt werden müssen. Mit diesen Ereignissen gehen oft sichtbare Veränderungen des urbanen Raums einher, die zu öffentlichen Debatten und Aktionen führen, welche wiederum (erneut) Räume verändern.

Das Besondere an der Stadt- und Raumsoziologie ist die Verknüpfung soziologischer Theorien mit einem empirischen Fokus auf die materielle und räumliche Dimension sozialer Prozesse. Wir nutzen vielfältige methodische Zugänge und theoretische Grundlagen, um soziale und baulich-räumliche Phänomene in ihren lokalen, regionalen und globalen Verflechtungen zu erforschen. Unsere gegenstandsbezogenen Forschungen umfassen Themen wie das Verständnis von städtischem Erbe und seiner Bedeutung für umkämpfte Identitätskonstruktionen, die Entstehung von In- und Ausschlüssen im städtischen Raum und deren gesellschaftliche Deutungen, die Konstruktion und den Schutz kritischer Infrastrukturen, die Analyse des Verhältnisses von Gewalt, Stadt und Raum, unterschiedliche Vorstellungen verschiedener Gesellschaften von Urbanität und Stadt in Gegenwart und Zukunft sowie Fragen der Wohnqualität vor dem Hintergrund zunehmender Mobilität in Klein- und Großstädten.

Dabei setzten wir auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und arbeiten eng mit Forschenden aus Architektur, Stadtplanung, Geschichtswissenschaften, Kunst- und Architekturgeschichte, Politikwissenschaften und der Immobilienökonomie zusammen. Durch diese vielfältigen Arbeitsgebiete und Kooperationen sind wir in der Lage, sowohl intensive Einzelfallstudien durchzuführen als auch umfassende vergleichende Forschung zu betreiben und ein breites Verständnis für die komplexen Dynamiken städtischer Räume inner- und außerhalb Deutschlands zu entwickeln.

Die Stadt- und Raumsoziologie ist ein empirisch arbeitendes Fach, welches die oben genannten Arbeitsfelder und Fragestellungen primär mittels qualitativer Methoden untersucht und gleichzeitig methodologisch innovativ arbeitet. Zu den von uns angewandten Erhebungs- und Auswertungsmethoden zählen verschiedene Formen der qualitativen Interviewführung sowie deren inhaltsanalytische Auswertung. Des Weiteren nutzen wir Dokumentanalysen (z.B. Medienanalysen, Policy-Analysen), visuell gestützte Methoden und Analysen (z.B. Fotodokumentationen, Kartierungsanalysen) sowie ethnographische, multimodale und Mixed-Methods-Ansätze. Wir widmen uns auch Fragen der methodischen und methodologischen Weiterentwicklung raumbezogenen Forschens, z.B. indem wir die räumliche Dimension durch mobile Methoden (z.B. Go-Along-Interviews) bewusst in den Datenerhebungsprozess integrieren.

Als Fachgebiet am Institut für Soziologie verfolgen wir den Anspruch, die Stadt- und Raumsoziologie als soziologische Teildisziplin entscheidend mitzuprägen. Besonders wichtig ist uns dabei der internationale Austausch sowie die Durchführung von Forschungsprojekten im Globalen Norden und Süden. Dieses Ziel verfolgen wir auch durch ein aktives und kollaboratives Wissenschaftsverständnis, auf dessen Grundlage wir unsere Ergebnisse auch in die interessierte Öffentlichkeit tragen, um wissenschaftlich fundierte Antworten auf historische Prägungen, gegenwärtige Herausforderungen und die Zukunft von Städten zu geben.

  • Unsere Arbeit ist einerseits fest in der Tradition soziologischer Theorie verankert, aus der wir eine Vielzahl von Kategorien und Konzepten schöpfen.
  • Als Forschende, die sich der Untersuchung sozialer Lebenswelten in städtischen Räumen widmen, ist uns das Zuhören und das multimethodische Erfassen der subjektiven Perspektiven von Menschen auf ihre soziale und gebaute Umwelt besonders wichtig.
  • Unser wissenschaftlicher Ansatz zeichnet sich durch Multiperspektivität aus, da wir unterschiedlichste soziale Phänomene betrachten, sowie durch kritische Reflexion, um deren komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen.
  • Als Soziolog:innen verstehen wir uns als Vertreter:innen einer stark interdisziplinär eingebundenen Schlüsseldisziplin, die eng mit anderen gesellschafts- und geschichtswissenschaftlichen Disziplinen sowie ingenieurwissenschaftlichen Fächern zusammenarbeitet.
  • Theorien des Raums und der Stadt
  • Städtisches Kulturerbe, Erinnerungskulturen und Identitätskonstruktionen
  • Stadt, Gewalt und Raum
  • Urbane Globalisierungsprozesse, Mobilität und Migration
  • Sozialräumliche Ungleichheiten, Segregation und soziale Exklusion
  • Gentrifizierung und ihre Auswirkungen
  • Kritische Infrastrukturen und ihre Funktionskrisen
  • Urbane Resilienz und Vulnerabilität
  • Unternehmerische Stadtentwicklung
  • Tourismus und Kulturalisierung von Groß- und Kleinstädten
  • Wohnen und Wohnqualität
  • Association of Critical Heritage Studies (ACHS)
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU)
  • International Sociological Association (ISA)
  • Memory Studies Association (MSA)